> Zurück

Der seltsamste Frühling aller Zeiten

Seiler Stefan 21.08.2020

Die Corona- Pandemie hat die Turner und Trainer der Kunstturner in ihrer ungewöhnlichsten Art hart getroffen, hätte man doch im Frühjahr 2020 einiges geplant und die Wettkampfsaison mit einer beachtlich hohen Anzahl an Turnern bestritten… …hätte man… aber es kam anders:  
Die Vorbereitungen auf die Zürcher Kunstturnertage, die seit einem Jahr liefen, standen in der entscheidenden Abschlussphase. Die Organisation der eigenen Wettkämpfe war weit fortgeschritten, als sich langsam abzeichnete, dass Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen nicht durchgeführt werden dürfen. An diesem 13. März fand in der Zentrumshalle Urdorf ein Sponsoren- Klettern unter dem Motto «go high, go strong» statt, welches als Startschuss zu den Kunstturnertagen galt, und zusätzliches Geld für die Anlässe generieren sollte. Genau an diesem Tag verkündete der Bundesrat in seiner Pressekonferenz, dass die Schulen per sofort geschlossen werden. Somit konnte kein Training mehr stattfinden. Wir haben uns mitten in den Vorbereitungen auf die Wettkampfsaison befunden. Drei  Wettkämpfe hätte unsere Riege diesen Frühling mit insgesamt 11 Turnern bestritten. Es handelte sich um die grösste Anzahl Wettkampfturner für den KTV Dietikon seit Jahren. Wir haben Sockelbeiträge und Spitzensportausweise, also Lizenzen für alle Turner bestellt und über 30 Wettkampfanmeldungen getätigt. Das der Büli-Cup Ende März nicht stattfinden würde war schnell klar, dass auch die anderen beiden Wettkämpfe, die Nachwuchswettkämpfe und die von uns organisierten 103. Zürcher Kunstturntage nicht stattfinden werden, war absehbar. Kurz darauf hat der Schweizerische Turnverband alle Wettkämpfe im Kunstturnen bis Ende Juni abgesagt. Glücklicherweise konnten alle Startgelder von den Veranstaltern zurückbezahlt werden. Das der Trainingsausfall schnell durch Heimtraining kompensiert werden musste, ist im Kunstturnen elementar. Zu schnell würden die Turner ohne Training ausser Form geraten. Unmittelbar wurde ein Termin abgemacht, an dem die Turner Hilfsgeräte ausfassen konnten, um zu Hause trainieren zu können. So wurden Stützgeräte, Mini-Barren, Pilze usw. in der Turnhalle abgeholt. Stefan Hunn hat umgehend eine Heimtraining-Challenge ins Leben gerufen. Per Gruppenchat auf WhatsApp wurde aufgerufen, jeweils täglich ein kurzes Video oder ein Bild von sich mit einer Kraft- oder Dehnungsübung einzustellen. Alle Turner hatten den Auftrag am Folgetag diese Übungen auszuführen und wieder neue Ideen zu schicken. Stefan hat die Übungen jeweils gesammelt und für den nächsten Tag die Aufträge erteilt. Somit sind hunderte von Videos und Bildern eingegangen. Das schöne Frühlingswetter kam allen entgegen, so konnte auch draussen geübt und trainiert werden. Finnenbahn, VitaParcours usw. wurden fleissig als Alternativen zum täglichen Training im Garten genutzt.

Nach ca. zwei Wochen intensivem Heimtraining stellten wir einen Rückgang der Aktivitäten fest. Es wurde immer schwieriger die Turner zu motivieren, wieder neue Beiträge zu senden. Die fehlenden Trainings und der Ausfall der kompletten Wettkampfsaison schlugen sich wohl negativ auf die Psyche der Sportler nieder. Es ist nicht einfach ohne Ziele alleine weiter zu trainieren. Wie gern hätten wohl die jungen Turner ihr Gelerntes an Wettkämpfen gezeigt, sich verglichen, Erfolge gefeiert und Niederlagen weggesteckt. Somit kam die Idee von Online- Trainings auf. Per Video-Meeting Software Zoom haben wir angefangen zweimal wöchentlich Trainings anzubieten. Für jeweils eine Stunde waren Turner und Trainer virtuell zusammen aktiv. Die Turner haben sich in ihren Wohnzimmern, im Keller oder im Garten vor dem Smartphone, Tablet oder Computer bereit gemacht, dann ging es los. Unter Anweisung der Trainer konnte hauptsächlich Kraft und Beweglichkeit geübt, kontrolliert und korrigiert werden. Mancher Vater oder Mutter haben dabei unterstützt und sind Hilfe gestanden. Gemeinsame Trainings machen viel mehr Spass als allein zuhause zu üben. Die Zoom-Trainings sind zu einer wichtigen Vorbereitung auf allenfalls bald wieder mögliche «normale» Aktivitäten in der Turnhalle geworden. Solche sollen schon bald, wenn auch in eingeschränktem Umfang und strikter Auflagen wieder möglich sein. Wir hoffen auf einen guten Wiedereinstieg und schnelle Rückkehr zur Normalität. Es gilt nach vorne zu schauen, rasch wieder das Niveau vor der Pandemie anzustreben und die Turner auf die Testtage im Dezember vorzubereiten. Wie sich der Trainings-Lockdown auf das Kunstturnen auswirkte und was für Folgeprobleme auftauchen, werden wir sehen. Zu hoffen ist, dass alle Turner die Freude am Turnen behalten konnten und motiviert den Wiedereinstieg schaffen.